Im Rahmen des Karlspreises findet seit vielen Jahren eine Veranstaltung
statt, die sich aus Schülersicht mit den Preisträgern oder drängenden Themen
für die Einheit Europas auseinandersetzt.
Am vergangenen Donnerstag hatte das GSG zu einem Podium eingeladen, das die
Rolle der Presse für das Zusammenwachsen Europas aber auch als Garant der
freiheitlichen Demokratien zum Thema hatte. Der polnische Journalist und
Publizist Adam Krzeminski war extra aus Stettin angereist, um aus seiner langen
Lebens- und Berufserfahrung heraus tagesaktuell die Situation der polnischen
und europäischen Presse zu skizzieren. Atemberaubend war es natürlich, aus
polnischer Sicht zu hören, wie der Kniefall Willi Brandts in Warschau
wahrgenommen wurde. Als er nach der aktuellen Drucksituation für Zeitungen und
Medien in Osteuropa gefragt wurde, erinnerte er an die direkte Zensur und die
innere Spannung während des polnischen Kriegsrechts 1981 – 83. Weiterschreiben
und versuchen, die Bevölkerung objektiv zu informieren oder aus Protest gegen
den staatlichen Druck nichts mehr schreiben und dem Staat die alleinige
Meinungshoheit zu überlassen? Er hat weitergeschrieben, was sich im Rückblick
als richtig erwies.
Letztlich fällt die Bilanz des Gastes über Polen sehr ernüchternd aus. Er
beschreibt die Gängelungen der Presse und den staatlichen Versuch, die Medien
unter Kontrolle zu bringen. Aber auch die deutsche Presse sieht er eingeengter
als in den vergangenen Jahrzehnten. Dabei stellt Herr Krzerminski, der sich
gern als journalistischer Dinosaurier bezeichnet, fest, dass die nächste
Generation von Politikern und Journalisten nicht mehr vom Eindruck des
„Eisernen Vorhangs“ geprägt ist und deshalb diesen Willen zum
Gespräch, zur Verständigung, zum gegenseitigen Kennenlernen nicht mehr so
genetisch in sich trägt. Daraus formuliert er aber auch seine Aufforderung an
die Jugend im Saal und in Europa! Interessiert Euch, sprecht miteinander.
Wie in den vergangenen Jahren hatten Schüler – diesmal der Klasse 9a – die
Vita des Gasts studiert und sich auf seine berufliche Lebenswirklichkeit
vorbereitet. Und so brachten sie ihn mit ihren Fragen z. B. dazu, davon zu
berichten, wie er einen Artikel zurückgezogen hatte und sich anschließend übel
fühlte, vor der Zensur kapituliert zu haben. Aus diesen Fragen heraus konnte er
die Schüler mitnehmen, wenn er z. B. von seinen Begegnungen mit Heinrich Böll,
Günther Grass und bedeutenden Politikern aus Polen und Deutschland erzählte.
Die Vorarbeiten hatten Frau Mesic als Lehrerin des GSG und Frau Katharina
Menne, Redakteurin der Aachener Nachrichten mit den Schülern erarbeitet. Da
diese erkrankt war, übernahm die Moderation und ihren Part auf dem Podium der
Redakteur Robert Esser.
Für die klassisch musikalische Umrahmung sorgten Helin und Nicole aus der
EF.
Wir danken allen Beteiligten auf der Bühne für dieses sehr bereichernde und
anspruchsvolle Erlebnis. Ein besonderer Dank gilt noch einmal Herrn Krzerminski
für den Aufwand und den hervorragenden Beitrag.
Natürlich
hoffen wir auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein und laden schon jetzt
alle Interessierten dazu in unsere Aula ein.
Jan-Dirk Zimmermann, Schulleiter